Perspektive aus dem 13. Stock

Berliner Künstler sind für besonderes Projekt in die „Grohner Düne“ eingezogen

Von Regina Drieling

Vom Vorzeigeobjekt zum Schandfleck? Für viele Bewohner hat die „Grohner Düne“ besonderen Charme. Zwei Künstler wollen es genauer wissen und porträtieren die dort lebenden Menschen und ihre Geschichten.

Vegesack. Vor wenigen Tagen haben Kolja Mensing und Florian Thalhofer „ihr“ Appartement im 13. Stock der Grohner Düne bezogen, in dem sie vier Wochen lang wohnen werden. Über Grohn und die Lesum hinweg bis zu den Stahlwerken in Oslebshausen können die Berliner von dem großzügigen Balkon des Domizils mühelos schauen.

Die Künstler wollen anhand der Plattenbausiedlung am Vegesacker Bahnhof 30 Jahre Geschichte erzählen. “Wir haben Interesse an den Menschen und ihrer Geschichte, aber es soll auf keinen Fall eine Armutsreportage werden, betont Kolja Mensing, der über Peter Schenk von der Arbeitnehmerkammer Bremen auf die ungewöhnliche Idee kam.

„Als Kind wollte ich immer in einem ähnlichen Haus wie hier wohnen“, erzählt hingegen Florian Thalhofer, der in einem Bungalow in der bayrischen Provinz aufgewachsen ist, von der Faszination, die er empfindet. “Die Wohnung hier ist irre, und auch der Blick ist irre!“

Einst als “Vorzeigeprojekt der Neuen Heimat“ gefeiert, mutierten die Hochhäuser an der Friedrich-Klippert-Straße und der Hermann-Fortmann-Straße alsbald zum vermeintlichen nordbremer Schandfleck mit hoher Kriminalitätsrate, viel Leerstand und zunehmender Ghettobildung. Doch es wurde saniert, repariert, Concierges und 24-Stunden-Videoüberwachung eingesetzt.

Die Künstler werden in den nächsten Tagen zahlreiche Gespräche mit den Bewohnern führen. Einige von ihnen leben seit Fertigstellung der Gebäude 1972 dort. Ihre Geschichten werden mit Mikrofon und Kamera eingefangen und am Ende, mit eigenen Eindrücken gespickt, zu einem interaktiven Film verarbeitet. Dazu entsteht derzeit ein Internet-Tagebuch, das unter www.13terstock.de eingesehen werden kann.

Wer das Projekt mit Geschichten, Anekdoten oder Erfahrungen aus der Grohner Düne unterstützen möchte, kann dies unter Telefon 6 58 93 98 oder 01 79 / 50 26 04 04 kundtun.

(Weser Report, 4. August 2004)